Darlehnskasse Münster will Partner für Kirche und Caritas sein

Wie kann eine kirchliche Bank wie die DKM aus der Kirchenkrise helfen?

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Drastisch sinkende Kirchensteuern stellen Bistum, Pfarreien und Caritas vor massive Herausforderungen. Die Darlehnskasse Münster (DKM, 9,4 Mrd. Euro Kundenvolumen 2023) versteht sich als „Partner für Kirche und Caritas“. Wie das konkret aussehen kann, hat Kirche+Leben mit den DKM-Vorständen Christoph Bickmann und Gerrit Abelmann sowie dem Aufsichtsratsvorsitzenden Antonius Hamers erörtert.

Kirche+Leben: Die Darlehnskasse Münster versteht sich als „Partner für Kirche und Caritas“. Wie sehen Sie die Situation der Kirche derzeit angesichts vieler Ab- und Umbrüche nicht zuletzt in den Pfarreien – und welche Rolle spielt das für Sie als Bank? 

Antonius Hamers: Die Kirche insgesamt und ihre Institutionen – Bistümer, Pfarreien, Stiftungen – stehen vor gigantischen strukturellen Veränderungen. Das ist in der ganzen Wucht vielen noch gar nicht klar. Umso wichtiger sind verlässliche Partner etwa in den Bereichen Immobilien, Verwaltung, Finanzanlagen, Digitalisierung, um die Pfarreien zu unterstützen, damit sie sich eher den pastoralen Herausforderungen stellen können. Daher versteht sich die DKM ausdrücklich nicht nur als Bank für Kirche und Caritas, sondern als deren Partner.

Kirche+Leben: Auch die Caritas steht vor vielen Herausforderungen – angefangen beim Fachkräftemangel bis zu diversen Reformvorhaben im Gesundheitssektor. Was davon bekommen Sie wie zu spüren?

Antonius Hamers: Der caritative Markt wächst tatsächlich, zugleich aber werden viele der caritativen Dienstleistungen staatlich refinanziert, etwa im Bereich der Krankenhäuser oder der Altenhilfe, bei Beratungsleistungen, in der Wohnungslosen- oder Suchthilfe. Das wiederum ist abhängig von der Finanzkraft des Staates, und auch er wird in den nächsten Jahren weniger Geld zur Verfügung haben. Damit stehen auch unsere Partner in der Caritas vor großen Herausforderungen, denn die Verteilung der Ressourcen wird schwieriger. Umso wichtiger ist es, die DKM als Partner an der Seite zu haben: Wie können Synergien genutzt werden, wie können sich Einrichtungen effizienter, wirtschaftlich besser aufstellen …

 

Kirche+Leben: Könnten Sie ein Beispiel nennen? Geht es da nur um Beratung und Analyse?

Christoph Bickmann: Wir erleben ja derzeit geradezu eine Schlacht zwischen Bund und Ländern, wenn es um die Ausgestaltung einer Krankenhausreform geht. Wir arbeiten bundesweit mit 150 Krankenhäusern zusammen, das bedeutet für uns eine große Verantwortung. Die Schere zwischen Erlösen und Kosten geht weiter auseinander, und das wiederum geht zu Lasten auch der caritativen und kirchlichen Substanz, denn es handelt sich um Vermögenswerte, um Liquidität. Da sind wir sehr stark gefragt: Wie können wir da helfen? 

Zudem fehlen in den Einrichtungen Fachkräfte insbesondere im pflegerischen Bereich. Dazu versuchen wir, Lösungsoptionen anzubieten, nicht zuletzt durch unseren deutschlandweit einmaligen Stellenmarkt. Wir machen uns aber auch Gedanken darüber, wie eine stärkere Personalbindung erreicht werden kann – etwa durch betriebliche Zusatzleistungen oder durch die Schaffung etwa von Werkswohnungen. Wir verstehen uns nicht nur als Geldhaus, sondern als wirtschaftlicher Förderer unserer Mitglieder.

Kirche+Leben: Offenkundig tut sich nicht nur in Kirche und Caritas, sondern auch bei den verschiedenen Kirchenbanken einiges; jüngst kam eine Fusion von DKM und der „Bank für Kirche und Caritas“ in Paderborn nicht zustande – Letztere ist dann mit der Paxbank in Köln zusammengegangen. Ein Misserfolg für die DKM?

Christoph Bickmann: Eine Fusion muss mit Mehrwerten einhergehen, die jeder Fusionspartner für sich beurteilen muss. Wir stehen unverändert zu Zielen der Fusion, weil es darum geht, Leistungen weiter zu skalieren – gerade wenn es um neue Geschäftsfelder geht. Zugleich werden wir im Kundenbereich deutliche Konzentrationsprozesse erleben, sodass wir uns anders aufstellen müssen. Wir mussten allerding während der Fusionverhandlungen erkennen, dass bestimmte strategische Überlegungen – besonders zur Risikokultur – nicht übereinzubringen waren. Wir wollen gleichwohl weiterhin freundschaftlich kooperieren und bleiben eng miteinander verbunden.

Kirche+Leben: Wie geht es denn der DKM – wo gibt es Erfolge, wo Herausforderungen? 

Gerrit Abelmann: Wir sind wirtschaftlich höchst erfolgreich, was auch ein Grund für Einladungen zu Kooperationen und Fusionen ist. Erfolge haben wir auch bei Vermögensverwaltung und Anlagengeschäft. Im Kreditgeschäft ist die Nachfrage weniger groß, wir können aber weiterhin Kredite mit guten Bonitäten vergeben. Wir sind mittlerweile deutschlandweit aktiv. Kerngebiete sind neben dem Bistum Münster das Erzbistum Hamburg, die Bistümer Hildesheim und Osnabrück sowie der Offizialatsbezirk Oldenburg. Zugleich entwickeln wir uns gerade Richtung Süddeutschland weiter, um die Kundenanfragen zur Abwicklung von Bankdienstleistungen zu bedienen, die andere Häuser so nicht leisten können. Ein Beispiel ist eine digitale Dienstleistung für Kirchengemeinden, in der wir die Anlagerichtlinien für Kirchengemeinden der jeweiligen Diözese abbilden. 

Kirche+Leben: Wohin soll die Reise gehen?

Gerrit Abelmann: Wir wollen uns noch stärker als Partner für Kirche und Caritas aufstellen. Dafür haben wir beispielsweise eine Immobilien GmbH aufgebaut, die bereits auf die Errichtung zweier Immobilien in Amelsbüren und Billerbeck sowie mehrere Beratungsmandate zur Immobilienentwicklung blicken kann. Die Kunden wissen, dass unsere Mitarbeitende Kirche verstehen - warum es beispielsweise bei einem Immobilienkonzept wichtig ist, eine Kapelle eben nicht aufzugeben. Überdies können wir bei der Personalgewinnung helfen. Wir versuchen, die Bedarfe der Kunden zu erfragen und darauf Lösungen zu konzipieren. Ein erfolgreiches Kernprojekt ist zudem „Veratio“, eine Verwaltungsdienstleistungsgesellschaft für kirchliche Einrichtungen. 

Christoph Bickmann: Wir erkennen auch, dass die Ehrenamtlichen in den Pfarreien entlastet werden. Die wollen sich doch nicht mit Buchhaltung und Ähnlichem befassen!

Antonius Hamers: Das ist in der Tat ganz wichtig und wird auch vom Bistum so wahrgenommen. Wir werden weniger Ehrenamtliche haben, die sich etwa im Kirchenvorstand für die Vermögensverwaltung der Pfarrei engagieren. Umso mehr brauchen sie die bestmögliche Unterstützung. Das wird durch das Bistum, durch die Rendanturen, die Verwaltungsleiter schon getan, aber manche Entscheidungen etwa zu Vermögensanlagen muss der Kirchenvorstand mitentscheiden. Da muss die DKM verständliche, zuverlässige und seriöse Angebote machen. 

Kirche+Leben: Was machen Sie denn anders als eine weltliche Bank? Wie klappt es mit Ihrem Personalrekruiting – besser?

Gerrit Abelmann: Wir arbeiten ausschließlich im Kundenbedarf. Damit können sich viele Mitarbeitende identifizieren. Natürlich ist der Markt auch für uns eng, aber wir haben in letzter Zeit viele Menschen eingestellt und können wachsen, weil wir ein einzigartiges Profil haben. Wir sind Branchenspezialisten und kennen uns in den Bereichen Krankenhäuser, Altenhilfe, Kirche sowie Orden aus – das ist ein überschaubarer Markt, auf dem man sich dann aber auch gut auskennen muss, um die richtigen Leistungen anzubieten. 

Antonius Hamers: Natürlich fällt es wie in anderen Bereichen schwer, Mitarbeitende zu finden, die so kirchlich sozialisiert sind, wie wir das noch waren. Darum müssen wir dafür sorgen, dass die Mitarbeitenden auch wirklich Kirche verstehen. Dazu haben wir etwa im vergangenen Jahr einen großen Workshop gemacht, um die bestehende Expertise auch in diesem Bereich untereinander zu teilen.

Christoph Bickmann: Entscheidend ist die Werteorientierung – und zwar unabhängig vom Taufbekenntnis. Darüber hinaus ist es für uns zukunftsweisend, vor allem junge Menschen für dieses Institut zu interessieren. Wir haben einen Personalkörper, der aus 130 Menschen besteht, und daneben noch einmal fast 20 Werkstudenten, aus denen wir Personal rekrutieren – darunter Wirtschaftsingenieure genauso wie Lehramtsstudierende. Kirche besitzt nunmal aktuell ein schlechtes Image – und bei Banken ist es vergleichbar. Bei uns erleben die jungen Menschen eine andere Welt: durch die Mitarbeitenden, den Umgang miteinander, unsere Werteorientierung.

Kirche+Leben: Was sind Ihre Werte? Wie sind sie erfahrbar?

Christoph Bickmann: Wir kommen aus der christlichen Wertevorstellung. Nehmen Sie das Beispiel Nachhaltigkeit. Für uns ist es wichtig, genauso zu investieren, wie auch Kirche investiert. Es gibt eine Agenda 2030 der Vereinten Nationen, in der die Bewahrung der Schöpfung und eine Friedensbewertung eine große Rolle spielen. Auch diese Dinge versuchen wir über unsere Anlageprozesse, aber sehr stark auch bankintern zu berücksichtigen. Werteorientierung heißt darüber hinaus, ehrlich anders zu sein. Und das kann bedeuten, einem Kunden auch Nein zu sagen. Das sorgt mitunter für Unverständnis, uns geht es aber vielmehr darum, den Kunden vor falschen Entscheidungen zu schützen. Und letztlich wollen wir unsere Kunden auf gesamtgesellschaftliche Themen aufmerksam machen – etwa im Bereich Klimawandel und energetische Gebäudesanierung. Gemeinsam mit dem Aufsichtsrat sind wir der Überzeugung: Wir müssen anders sein, und wir müssen besser sein. Unser Vorteil ist: Wir haben die Kapitalien angesammelt und wir können in Zukunftsthemen investieren. Das kann Kirche mittlerweile vielfach nicht, von der Caritas ganz zu schweigen. 

Antonius Hamers: Neben der ökologischen Nachhaltigkeit kommt es uns aber auch auf die soziale Nachhaltigkeit an – inwiefern ist das gesellschaftlich, aber auch für den Einzelnen tragbar und tragfähig? Das spielt für eine Bank auch eine große Rolle im Blick auf die eigenen Mitarbeitenden und auf die Kunden. Dazu gehört, Mitarbeitenden nicht damit unter Druck zu setzen, dass man Verkaufsprämien auslobt, sondern anständige Festgehälter zahlt – und so faire Angebote, Produkte und Lösungen zu liefern. Aber natürlich muss auch die ökonomische Nachhaltigkeit stimmen: Bestand und Fortbestand einer Bank liegen ganz wesentlich daran, dass sie erfolgreich ist.

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