Misstrauen seitens der Bistumsleitung beklagt

Augsburg: Zwei Missbrauchsbeauftragte legen Ämter nieder - aus Protest

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Zwei von drei Missbrauchsbeauftragten in der Diözese Augsburg legen offenbar Ende des Monats ihre Ämter aus Protest gegen die Bistumsleitung nieder.

Die bisherigen Missbrauchsbeauftragten der Diözese Augsburg, Angelika Hauser und Rupert Membarth, erheben schwere Vorwürfe gegen den Führungsstab um Bischof Bertram Meier und kündigen ihren Rückzug zum Monatsende an. Sie äußerten sich in einem Interview mit der Augsburger Allgemeine“ (Mittwoch).

Die Verantwortlichen im Bistum hätten vielfach nicht auf Kritik, die wir intern übten, geantwortet“, sagte Membarth und ergänzte, mit der Zeit habe sich der Eindruck verfestigt, dass wir dem Bistum zu unbequem sein könnten“. Er habe erwartet, dass man uns aufgrund unserer Expertise Vertrauen entgegenbringt. Stattdessen verspürten wir früh ein gewisses Misstrauen uns gegenüber.“

Zunehmend von Informationen abgeschnitten“

Hauser betonte in dem Interview: Im Laufe der Zeit wurden wir auch zunehmend von Informationen abgeschnitten.“ Den Missbrauchsbeauftragten sei beispielsweise die Möglichkeit genommen worden, die Personalakten beschuldigter Kleriker einzusehen. Dies wäre jedoch wichtig gewesen, um zu einer seriösen Plausibilitätseinschätzung von Vorwürfen Betroffener zu kommen“, erklärte sie.

Ihnen sei jedoch per E-Mail mitgeteilt worden, dass dies aus rechtlichen Gründen nicht mehr möglich sei“. Selbst zu Gesprächen des Bistums mit beschuldigten Klerikern hätten sie keine Einladung erhalten. Dabei hatte Bischof Meier einmal öffentlich absolute Transparenz bei der Missbrauchsaufarbeitung versprochen“, beklagte die bisherige Missbrauchsbeauftragte.

Dritter Missbrauchsbeauftragter macht weiter

Die beiden Diplom-Psychologen und Psychotherapeuten waren laut der Zeitung im September 2022 als neue Missbrauchsbeauftragte vorgestellt worden. Der dritte Missbrauchsbeauftragte, der Jurist Andreas Hatzung, bedauerte ebenfalls in der „Augsburger Allgemeinen“ die Rücktritte von Hauser und Membarth und sagte, er könne ihre Kritik im Wesentlichen nachvollziehen. Ich sehe mich dennoch weiter in der Lage, meine Aufgabe als unabhängige Ansprechperson auszuüben“, versicherte er.

Die Bistumsleitung reagierte laut dem Bericht überrascht auf die Ankündigung und bedauerte den Rücktritt der beiden Missbrauchsbeauftragten. Zugleich wies sie den Vorwurf mangelnden Aufklärungswillens entschieden zurück“.

Der Sprecher der Unabhängigen Aufarbeitungskommission im Bistum, Hubert Paul, wollte die Entscheidung von Hauser und Membarth auf Nachfrage nicht weiter kommentieren. Die Zusammenarbeit seines Gremiums mit der Diözese funktioniere gut. Entsprechend den rechtlichen Grundlagen werde den Mitgliedern auf Anfrage auch Einsicht in Personalakten gewährt. „Wir kommen an unsere Informationen, dabei werden uns auch keine Hürden in den Weg gelegt.“  Der frühere Präsident des Sozialgerichts Augsburg räumte zugleich ein, dass das Thema Akteneinsicht für Betroffene ein Dauerthema sei. Aber auch Beschuldigte hätten Schutzrechte.

 

 

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